WOHER KOMMT DER DRUCK?
D R U C K
Was passiert, was spürst du, wenn du dieses Wort liest oder sagst?
Enge? Schnellere Atmung? Nervosität? Ablehnung? Erschöpfung? Ohnmacht?
Geh einmal gedanklich zurück, in deine Kindheit. Wann hast du das erste Mal bewusst Druck empfunden? Kannst du dich erinnern? Bei mir war das schon im Kindergarten. Ich fühle es noch deutlich. Eine Wahl hatte ich nicht. Ich musste da durch. Und so war es immer wieder. Irgendwann war das dann ein konditioniertes Verhalten, welches ich nicht mehr infrage stellte. Es ist in Fleisch und Blut übergegangen.
So entwickelte ich mich immer weiter weg von mir und dem, was ich eigentlich wollte. Dafür war einfach kein Platz. Schule, Ausbildung, Kirche, Beruf, Ehe und Familie. Überall war Druck, der mir keine Wahl lies. Zumindest dachte ich das sehr lange.
WOHIN FÜHRT DER DRUCK?
Die ersten fast vier Jahrzehnte meines Lebens lebte ich eher unbewusst und ohne meine eigene Identität zu hinterfragen. Ein braver Soldat, der sich seinem Schicksal ergab. Ich sah keinen anderen Weg. Ich suchte noch nicht einmal danach.
Was dabei entsteht, ist fatal. Nämlich das Gefühl, abhängig zu sein. Äußere Einflüsse bestimmen das Leben, nicht man selbst. Wie ein Papierbötchen im reißenden Bach, ist man dem Leben völlig ausgeliefert.
Obwohl ich nun schon einige Jahre den Druck etwas entweichen lasse, sind die alten Konditionierungen immer noch maßgeblich vorhanden. Es erfordert sehr viel Aufmerksamkeit, dann Kraft und Mut, einen anderen, seinen eigenen Weg zu gehen. Ständig war ich im Vergleich mit anderen. Es gab Maßstäbe und Normen, an denen ich mich gemessen habe. Diese sind ja heute immer noch vorhanden. Der Unterschied zu damals ist, dass ich mich nicht mehr so sehr daran orientiere.
WO IST DAS VENTIL?
Mittlerweile stelle ich mir immer wieder diese drei Fragen: „WILL ich das? Will ICH das? Will ich DAS?“
Ich lebe mein Leben, niemand anderes kann das für mich übernehmen. Ich habe verstanden. Ich kann mein Leben leichter machen aber auch schwer und schwerer. Wenn ich mich immer an anderen orientiere, mache ich mein Leben unnötig kompliziert. So gehe ich immer wieder Wege, die eigentlich nicht meine sind. Das Gefühl, welches dann entsteht, ist, Druck. Innerlicher Spagat, Zerrissenheit, gefühlte Ausweglosigkeit. Was ich gelernt und verstanden habe ist, dass ich es selbst in der Hand habe. Das Ventil liegt innen. Nur ich selbst kann es lösen.
M E M O A N M I C H S E L B S T
Seit langer Zeit arbeite ich an meinem neuen Buch. Nicht permanent. Eher sporadisch. In den Lücken dazwischen, wenn ich nicht fleißig daran sitze, fühle ich mich oft schlecht und schuldig. Ich spüre unbändigen Druck. Doch warum ist das so? Niemand sagt mir, dass ich endlich fertig werden soll. Es besteht kein Zwang, keine Deadline. Es ist mein Buch. Ich verlege es selbst. Also auch kein Verlag fordert mich auf und ermahnt mich zur Fertigstellung. Hier werden wieder meine alten Muster sichtbar. Ich werde darauf aufmerksam gemacht, dass ich diesen Druck selbst erzeuge. Weil ich mich an fremden Normen und Maßstäben orientiere. Memo an mich. Nur, wenn ich ganz bei mir bleibe und mein eigenes Tempo als das einzige richtige für mich erkenne, ist der Druck raus. Ich darf akzeptieren, dass ich so bin. Alles ist gut so, wie es ist. Der Kritiker in mir darf sich gern zurücklehnen und mal Urlaub machen. Noch besser. Er geht in seinen wohlverdienten Ruhestand. Die Stelle wird auch nicht mehr nachbesetzt. Der Druck ist raus, die Luft aber nicht.
Dieser Beitrag darf ein Impuls sein, dich weniger selbst unter Druck zu setzen. Wir leben hier, in dieser Welt, und können nicht allem entfliehen. Immer wieder müssen wir uns bestimmten Dingen stellen. Dazu gehört auch, Prüfungen zu bestehen, seinen Job zu machen und Verantwortung zu tragen. Doch, du hast auch die Wahl und kannst immer wieder prüfen, ob du deinen Weg gehst. Vergleiche mit anderen bringen uns automatisch in Unzufriedenheit und erzeugen Druck. Das Ventil, um den Druck entweichen zu lassen, liegt in deinem Inneren. Du hast die Macht, die alleinige Autorisierung, es zu bedienen.
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